Texte 5

Es ist gerade die Abkehr von lange anerkannten Sehgewohnheiten, die die Photosequenzen von Thomas Petri so spannend machen. Die natürliche Welt verliert sich in fast abstrakte Muster von Licht, Form und Atmosphäre. In delikaten Farben zaubern sie mit den Mitteln der - digital bearbeiteten - Photographie ein künstlerisches Universum hervor, eine Realität, die weniger mit Abbild, als viel mehr mit dem Vorstellungsvermögen des Betrachters zu tun hat. Noch immer ist in den Sequenzen etwas über den aufgenommenen Moment und seine Wirklichkeit zu spüren, gleichzeitig jedoch schicken diese Bilderfriese den Betrachter auf eine Reise in seine eigene Assoziationswelt.

Dr. Elke Werry (Mögl. Interessenkonflikt !? Seit 2005 mit Thomas Petri verheiratet!)

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Thomas Petri setzt Computerprogramme als Gestaltungsmittel ganz bewusst ein. Grundlage seiner beeindruckenden und ausgedehnten Bilderfriese sind viele einzelne digitale Momentaufnahmen, die während seiner Reisen in Europa und Asien entstehen. Landschaften, Orte, Menschen, Situationen – Thomas Petri ist offen für die Motive jedes Augenblicks, die er quasi sammelt und im Anschluss an seine Streifzüge daheim im Atelier mit Hilfe selbst geschriebener Bildbearbeitungsprogramme einem intensiven gestalterischen Prozess unterwirft. Das Ergebnis besteht in ungemein farbintensiven und stark rhythmisierten Fotosequenzen, deren bewegte Präsenz die Erinnerung an die Ausgangsbilder gleichzeitig bewahrt und transformiert. Man kann den Vorgang der  Zerlegung des Ausgangsmaterials in Analogie zu dekonstruktivistischen Strategien beschreiben, wobei die einzelnen Bildelemente durch Dehnung und Stauchung in ihrer Struktur so verschoben werden, dass ein völlig neues Ornament aus Farben und Formen entsteht, dessen ästhetische Wirkung durch den Vorgang der digitalen Bearbeitung aber nicht losgelöst vom ursprünglichen Motiv erscheint, sondern dieses in seiner besonderen Ausstrahlung eher zu steigern vermag, weil das längst abgenutzte, postkartenhafte Klischeebild exotischer Welten gerade dadurch eine neue Würde erlangt.

Der beschriebene Vorgang hat sehr viel mit Malerei zu tun, ohne dass Farbe oder Leinwand als Substanz bemüht werden – es geht um ein Prinzip, das sich durchaus vergleichbar etwa in der deutschen Landschaftsmalerei von der Romantik bis zu Expressionsimus und Gegenwartsmalerei finden lässt. Der Künstler schafft die Welt neu mit Hilfe seines Mediums, sei es Malerei, sei es Fotografie.

Dr. Dorothee Höfert